Faszinierend, dieser Vorgang: Eine Spielzeit beginnt, junge, noch unbekannte Schauspieler machen neugierig. Sie bringen frischen Schwung und ein anderes, oft jugendlicheres Sozialverhalten in die Bühnenfamilie. Erst einmal dienen sie ganz dem Ensemble, beleben und stärken es von den Rändern, den Nebenrollen her. Bis einer eigene Konturen annimmt, so wie Philippe Thelen am Theater Osnabrück. Der 31-jährige Luxemburger wollte schon früh Schauspieler werden, nahm aber erst den Umweg über einen Master of Arts. Dann ließ er sich im amerikanischen Amherst und in Stuttgart doch noch zum Schauspieler ausbilden. Jetzt, nach seinem ersten Festengagement und drei Spielzeiten in Osnabrück sowie einigen Rollen in Kurz- und Kinofilmen, zieht es ihn als Freiberufler zu Film und Fernsehen. Dem Theater will er aber treu bleiben, wie er sagt.
Auf der Bühne ist Philippe Thelen eigentlich ständig in Bewegung. Nicht hektisch oder nervös, sondern eher in der athletischen Grundspannung eines Boxers, der ganz leicht und locker seinen Kampfplatz umtrippelt. Seine wohltönende Baritonstimme, seine lebhafte, gern ausladende Gestik: Dieser Spieler füllt mühelos auch einen großen Raum. Wenn er das als Rupert in „Die Familie Schroffenstein“ mit nacktem Oberkörper und kraftgeblähtem Imponiergehabe macht, wirkt er in seiner Körpersprache ein bisschen wie der junge, noch schlanke Gerard Depardieu.
Mal...