RAUMBÜHNE HETEROTOPIA
Grußwort
von Klaus Zehelein
Erschienen in: RAUMBÜHNE HETEROTOPIA – Neue Perspektiven im Musiktheater (05/2018)
Im Nachdenken über die Etablierung der Raumbühne HETEROTOPIA von Sebastian Hannak in der Oper Halle schob sich vor eine verwischte, nicht zur Präsenz kommende Erinnerung erst einmal ein Naheliegendes: Das erneute Lesen des Foucault’schen Essays, in welchem ja als „dritter Grundsatz“ der Heterotopologie das Theater „als ein einziger Ort mehrerer Räume“ benannt ist, indem auf die Zusammenlegung mehrerer widersprüchlicher „Platzierungen“ verwiesen wird; Theater, auf dessen Bühne „eine ganze Reihe von einander fremden Orten aufeinander folgen“. Während dieser Lektüre präzisierte sich die Erinnerung an „ein technisch hochentwickeltes, variables Theater-Instrument“, das den Anforderungen verschiedener Spielleiter genüge und das in hohem Grad die Möglichkeit biete, die Zuschauer aktiv an dem szenischen Geschehen teilnehmen zu lassen. Walter Gropius schrieb dies über das Projekt „Totaltheater“, das er gemeinsam mit Erwin Piscator 1926 entworfen hat.
Die erneute, variierte Realisierung dieses Projektes – gerade auch für das Musiktheater – nach über neunzig Jahren reagiert mit Wagemut auf das notwendig utopische Verlangen, das Theater als ein anderes, neues, variables Forum unterschiedlicher ästhetischer Ereignisse und Erfahrungen für die Bürger einer Stadt zu öffnen.