Es sei die beste Inszenierung in Plauen seit Jahren, raunt die junge Garderobiere schon vorab dem Besucher aus Dresden zu. Nicht nur ergreifend, sondern in ihrer Reduktion auf Wesentliches bestechend, ergänzt diese im Besucherdienst aushelfende Germanistin und Theaterfreundin ihr Urteil. Nach mehr als zweieinhalb Stunden Aufführungsdauer sind dem eigentlich nur noch Details hinzuzufügen. Und das auch erst, nachdem Erregung und Betroffenheit ein wenig abgeklungen sind. Dem auffallend jungen Publikum, das hervorragende Schauspielerleistungen zu honorieren gehabt hätte, erging es offenbar ähnlich: Nach zwei Vorhängen wurde es wieder still im Saal.
Warum das Theater Plauen-Zwickau gerade jetzt mit seiner Inszenierung von „Jeder stirbt für sich allein“ an den Widerstand in der Nazi-Zeit erinnert, lässt das Programmheft ahnen. Auf zwei Seiten werden gewaltfreie Protestbewegungen der Gegenwart vorgestellt, von Occupy bis zur spanischen Movimiento 15-M. Der Vergleich ist freilich nur bedingt zulässig, denn heute geht es nicht wie bei Fallada gleich um Leben oder Tod. Das Heft druckt auch den Wortlaut jener Karten ab, die der im Berliner Arbeiterbezirk Wedding lebende Otto Hampel einst heimlich verteilte. Es sind in fehlerhaftem proletarischen Deutsch gehaltene Aufrufe zum Widerstand gegen Hitler. Der authentische Fall diente Hans Fallada als Vorbild für seinen 1947 erschienenen Roman; aus dem 1943...