Report
Die völkische Säuberung
Eine Kulturministerin aus der ultrarechten Szene verstört die Slowakische Republik
von Michal Hvorecky
Erschienen in: Theater der Zeit: Ensemblekultur heute – Gisèle Vienne Unheimliche Collagen (10/2024)
Assoziationen: Europa
Die slowakische Kulturministerin Martina Šimkovičová ist eine Neofaschistin, sie glaubt an die weiße Vorherrschaft, mag die politische Korrektheit und den Feminismus nicht und glaubt, dass Liberalismus zum Niedergang der westlichen Zivilisation geführt hat. Nachdem die einst populäre Fernsehmoderatorin 2015 von einem Privatsender wegen rassistischer Hetze entlassen worden war, startete sie eine neue Karriere als Szenestar der neuen Rechten. Im Netz konnte sie ihr völkisch-nationales Gedankengut frei präsentieren, ihre YouTube-Botschaften erreichten immer mehr Follower: „LGBTQ-Ideologie“ als Grund für den Niedergang Europas und das Aussterben der „weißen Rasse“, Kreml-Propaganda über Maidan und Selensky, Impfgegnerschaft, lauter Anti-Amerikanismus, Aufrufe zum NATO-Austritt.
2023 setzte die Slowakische Nationalpartei, zusammen mit weiteren ähnlich obskuren Online-Stars aus dem ultrarechten Spektrum, Šimkovičová auf ihre Wahlliste als schwache und korrupte Partei – in der Hoffnung, so den Wiedereinzug ins Parlament zu schaffen.
Šimkovičová ist ein Symptom des gesamteuropäischen, des globalen Problems. Wie es der österreichische Reporter Martin Pollack klar formulierte: „Was derzeit an kulturpolitischem Kahlschlag in der Slowakei passiert, geschieht gegen uns alle, es geht uns alle an. Er wirkt sich auf uns alle aus.“
Die slowakische Kulturministerin hat auch zahlreiche Anhänger:innen im Ausland. Die deutsche AfD unterstützt sie als „Kämpferin gegen Wokeness“, gegen „Kulturrelativismus und Multikulturalismus“. Maximilian Krah (AfD)...