Theater der Zeit

2 Der Dispositivbegriff

von Florian Evers

Erschienen in: Recherchen 139: Theater der Selektion – Personalauswahl im Unternehmen als ernstes Spiel (11/2018)

Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass jedes Dispositiv ein Brei aus Sichtbarem und Sagbarem ist.29

Gilles Deleuze

Die Frage, was in diesem Kontext ein Dispositiv sei, muss daraufhin konkretisiert werden, dass dieser Begriff je nach Disziplin und Autorin auf unterschiedliche Weise eingesetzt, aufgegriffen und erweitert wurde. So erscheinen die Phänomene, die der medienwissenschaftliche Dispositivbegriff umfasst, auf den ersten Blick nur bedingt vereinbar mit dem Gebrauch des Begriffs in der Soziologie. Dennoch sind beide Verwendungen verwandt und lassen sich effektiv aufeinander beziehen.30 Für die Darlegung dessen, wie der Terminus sich für das theaterwissenschaftliche Arbeiten am Gegenstand des Applied Theatre fruchtbar machen lässt, soll zunächst in aller gebotenen Kürze seine Verwendung nachgezeichnet werden:

Der Begriff ‚Dispositiv‘ leitet sich von dem französischen Wort ‚le dispositif‘ ab und hat dabei in einem direkten Übersetzungsversuch die Denotationen des Apparats31, der Vorrichtung, Einrichtung32 oder Maßnahme.33 Die mitschwingenden Konnotationen wären das System wie das Werkzeug und entsprechend dem zuvor angedeuteten Gebrauch sowohl in der Medienwissenschaft wie auch in der Soziologie evoziert le dispositif sowohl Assoziationen über Systeme technischer wie auch gesellschaftlicher Ausprägung. Alle diese Angebote zur Übertragung in die deutsche Sprache berühren dabei zugleich gewisse Teilaspekte des spezifischeren Konzepts...

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