Die neunte Ausgabe des Europäischen Festivals für junge Regie Fast Forward war ein Jahrgang der Kontraste. Viele Zuschauer pendelten geschickt zwischen den vier Dresdner Spielstätten, um keine der acht Inszenierungen zu verpassen. Und so pendelten sie auch zwischen zupackendem politischem Theater, Laboren des Ego-Kults und anachronistisch-naturalistischen Mystifizierungen. 2017 brachte Staatsschauspielintendant Joachim Klement das Festival aus Braunschweig nach Dresden mit. Ein klarer Trend lässt sich im Nachwuchstheater Europas seither nicht ablesen. Der Gemischtwarenladen, den seit 2011 Kuratorin Charlotte Orti von Havranek zusammenstellt, ist gewollt.
Das Jahr der Jugendrevolten 2019 weckte allerdings besondere Erwartungen einer Widerspiegelung der neuen Aufsässigkeit. Doch nur zwei Beiträge boten unmittelbar politische oder sozialkritische Brisanz. Das aus der Sicht des Autors überragendste Stück eröffnete das Festival. Fünf junge Männer aus Prag, angeleitet von der gerade ihren Regie-Master abschließenden Anna Klimešová, schnappten sich auf originelle Weise den Machiavelli von 1513, dekonstruierten „Il Principe“ und kombinierten ihn mit weiteren Texten zur Macht.
„Vladař“, der Herrscher, heißt das auf Tschechisch und gerät bei mitreißendem sprachlichem, sängerischem und physischem Einsatz der fünf Alleskönner fast zu einem Theatrum Mundi. Mit hintersinnigem Humor werden die immer gleichen Herrschaftsallüren, die Königsmorde und der anscheinend ewige Zyklus des Scheiterns der Nachfolger aufs Korn genommen. Eben noch...