Theater der Zeit

Protagonisten

Arbeit als Kult und Strafe

Joachim Klement, neuer Intendant am Staatsschauspiel Dresden, seziert in der Geburtsstadt von Pegida das christliche Selbstverständnis des Abendlandes

von Gunnar Decker

Erschienen in: Theater der Zeit: Der Knick im Kopf – Theater und Migration (12/2017)

Assoziationen: Akteure

Wofür Dresden im Moment steht, weiß keiner. In der DDR nannte man es „Tal der Ahnungslosen“, weil das Westfernsehen nicht zu empfangen war. Wenn man aus Berlin kam, wurde man hier immer schlecht behandelt, von Kellnern, Verkäufern, von jedermann. Die alte Feindschaft zwischen Preußen und Sachsen blieb lebendig. Das DDR-Fernsehen drehte sogar einen – immer noch sehenswerten – Mehrteiler darüber. „Sachsens Glanz und Preußens Gloria“ spielt zur Zeit Friedrichs II., könnte aber auch heute spielen. Der Titel sagt schon: Sachsen glänzt mitunter, aber politisch zählt es eher nicht. Manchmal scheint das auch besser so, besonders, weil die AfD gerade stärkste Partei im Land geworden ist.

In Sachsen ist es richtig gemütlich, aber nicht für alle. Fremde mögen sie hier eher weniger, vor allem, wenn sie nicht aus dem Kerngebiet des christlichen Abendlandes stammen, für das sich Pegida zuständig fühlt, der späte Abglanz jener DDR-Bürgerbewegung, die mit dem Ruf „Wir sind das Volk“ antrat und mit „Wir sind ein Volk“ direkt in die Wiedervereinigung steuerte. Damals Dabeigewesene wissen, dass beim Wechsel des Slogans auch die demonstrierende Klientel wechselte.

Schnee von gestern? Eher unausgetragen gebliebene Auseinandersetzungen innerhalb der DDR-Bürgerbewegung. Wo bleiben die Debatten grundsätzlicher Themen – zum Beispiel dazu, wie deutsch wir...

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