Dramaturgensprech, adieu! So muss das interne Motto der Wiener Festwochen heuer gelautet haben. Denn über den Trend der Immersion, den das diesjährige Programm deutlich widerspiegelte, wurde kein Aufsehen gemacht. Formate, bei denen das Publikum – im Gegensatz zum Frontaltheater – in das Kunstwerk eintauchen kann, dieses gewissermaßen von innen rezipiert, gab es viele. Dries Verhoevens „Phobiarama“ etwa war eine weitgehend bestechende Geisterbahnfahrt durch die suggestiven Fantasien eigener Terrorangst. In der Multimedia-Installation „micro/ macro“ von Ryoji Ikeda wurden die Besucher Teil der Projektionen. Auch bei der Performance „The Walking Forest“ von Christiane Jatahy waren die Grenzen zwischen Betrachter und zu Betrachtendem fließend. Was die Verwobenheit des eigenen Ichs mit dem Kunstwerk betrifft, war aber Kurt Hentschlägers psychedelische Einnebelung „FEED.X“ der Höhepunkt. Dichter Nebel, Visuals und Stroboskopeffekte manipulierten die eigene Wahrnehmung und hebelten das Raumgefühl aus. Selten ist man so sehr mit sich allein gewesen wie hier.
Selbst wenn es nirgends zu lesen war: Auch die fünfstündige Performance von Markus Öhrn, „Häusliche Gewalt“, ist eine Arbeit mit immersiver Dimension. Sie war die Theaterentdeckung der Wiener Festwochen, ein letztes kuratorisches Verdienst von Intendant Tomas Zierhofer-Kin, der jetzt nach zwei Jahren frühzeitig den Hut genommen hat (siehe Kommentar Seite 65). Man sitzt wie ein...