Auf das Shakespearehafte der Figuren kommt es hier nicht so sehr an. Amlet macht ein großes Theater um die Streichung des Anfangsbuchstabens H in seinem Namen, Ofelia sieht sich gern auf der Videowand, und Laertes, ihr desorientierter Bruder, hält sich für einen Läufer. Heiner Müller war mit der „Hamletmaschine“ entschiedener. Rogelio Orizondo Gómez, der kubanische Theaterautor und Regisseur, hat nicht umsonst den deutschen Dramatiker in den Titel seines Stückes aufgenommen: „Gestern habe ich aufgehört mich zu töten. Dank dir, Heiner Müller“. Die Form – das Offene, Intertextuelle, die Verweigerung eines Konsens über Sinnhaftigkeit – scheint für die Entstehung seiner sehr freien „Hamlet“-Adaption ausschlaggebend gewesen zu sein.
Am Konstanzer Stadttheater ist derzeit zu besichtigen, was herauskommt, wenn ein offenes Stück Theater wie „Die Hamletmaschine“ mit postdramatischem Effet weitergeschrieben wird und seine Inszenierung auf der Bühne nochmals zusätzliche Spielräume eröffnet. Mit dem Stück des Kubaners (siehe Stückabdruck TdZ 05/14), das in der Konstanzer Fassung seine deutschsprachige Erstaufführung erlebte (Übersetzung Dorothea Köhler), nimmt das Haus vor allem junges Publikum ins Visier. Dafür sprechen vor allem die in ihrem Leben umherirrenden Jungmenschen, für die das Bisherige nicht mehr praktikabel und auch nicht akzeptabel ist, ohne über etwas Neues zu verfügen.
Unter der Regie von...