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Musik: Oden an Gewalt, Tod und Teufel
von Ulrike Rechel
Erschienen in: Theater der Zeit: Christoph Hein und Ingo Schulze: Rasender Stillstand – Fragen an die deutsche Wirklichkeit (10/2013)
Das Haus der Kulturen der Welt in Berlin ist immer gut für eigenwillige Reihen mit hohem Überraschungswert. Böse Musik lautet nun der Titel eines spartenübergreifenden Minifestivals, das sich mit der Anziehungskraft von Mafialiedern, Drogenballaden, „Hate-Rap“ und anderen „Oden an Gewalt, Tod und Teufel“ befasst.
Da wäre etwa das florierende Musikgenre der „Narcocorridos“, das Mexikos Jugend ein Heer an Stars und bösen Posterboys beschert hat. Zu frohsinnigen Polkaklängen besingen die Interpreten mörderische Taten von Drogenbossen nach Art von Heldensagen. Als Mexikos Antwort auf „Gangsta-Rap“ bezeichnen die Musiker ihr Genre stolz und sind selbst irritierend eng mit ihren Auftraggebern aus dem Drogengeschäft verbandelt. Dem aberwitzigen Pop-Phänomen nähert sich der Berliner Musiker Georg Zeitblom bei seinem Konzert mit Band und Michael Farin an: Der Buch- und Hörspiel- Autor ist gewissermaßen Fachmann für die Abgründe der Seele, mit denen er sich schon in Arbeiten zu „Totmacher“ Fritz Haarmann oder „Psycho“-Vorbild Ed Gein näher befasste.
Auch Klangbastler und Cumbia-Freigeist Axel Krygier versetzt sich beim Abschlusskonzert in die Perspektive eines „bösen“ Charakters. Sein „Mann aus Stein“ – „Hombre de Piedra“ – geistert als finsterer Protagonist durch die neuen Songs des Argentiniers. Verstört- verstörende Innenansichten prallen dabei auf Krygiers elektroinfizierte, durchaus partyselige Klänge.
Neben exklusiven Auftritten von...