„Ich möchte theatrale Wahrnehmung lehren“, schreibt C. Bernd Sucher in seinem Buch „Wie es euch gefällt. Der kleine Theaterversteher. Alles, was auf, vor und hinter der Bühne geschieht“. Dieses Vorhaben einzulösen, klingt vermessen, wie Sucher selbst feststellt. Allerdings spricht rein gar nichts gegen den Versuch – und eine Menge dafür. Die Inspiration für das Buch fand Sucher nach eigener Aussage in seiner Diskussionsreihe „Schule der Wahrnehmung“ an der Bayrischen Staatsoper, bei der er gemeinsam mit Zuschauern die Technik der Aufführungsanalyse erprobte. Werturteile blieben erstmal außen vor, vielmehr geht es um eine genaue Beschreibung als Grundlage eines Verständnisses, was dann zum begründeten Geschmacksurteil führen kann. Die Wahrnehmung spielt dabei eine zentrale Rolle, ordnet sie doch die sinnliche Mannigfaltigkeit, die sensorischen Eindrücke, welche den Begriffen erst ihren Inhalt geben und ohne den diese blind wären, wie einst der Philosoph Immanuel Kant bemerkte.
Sucher stellt den arbeitsteiligen Prozess einer Inszenierung dar, um verschiedene Ebenen des Bühnengeschehens kenntlich zu machen. Er wirbt um Verständnis für möglicherweise auf den ersten Blick auch unverständliche Inszenierungsideen, zu diesem Zweck werden beispielhaft einzelne Inszenierungen analysiert, wie „Eugen Onegin“ in der Regie von Krzysztof Warlikowski oder Christoph Marthalers Adaption von „Faust“. Suchers Buch ist eine Einführung in das Verstehen...