Was macht das Theater?
Jean Liermier über die Romandie
von Jean Liermier
Erschienen in: Theater der Zeit Spezial: Schweiz (04/2016)
Assoziationen: Schweiz
Anlässlich des Schweizer Theatertreffens 2016 hatte die Auswahljury zwei Inszenierungen aus der Romandie als Favoriten im Auge – doch diese konnten beim Festival letztendlich nicht aufgeführt werden. Warum? Weil es in Genf kein einziges Theater gibt, das über die nötigen technischen Voraussetzungen verfügt, um sie zu beherbergen. Mehr noch, in der gesamten französischsprachigen Schweiz gibt es keines!
Welche Schlüsse lassen sich aus dieser Feststellung ziehen?
Es liegt in den Händen der Kulturpolitik. Genf und Lausanne, die zwei großen Pole in der französischen Schweiz, müssen heute in ihre Infrastruktur investieren. Sie müssen sich konzentriert um eine starke kulturpolitische Vision bemühen, um das riesige Potenzial zu bergen, das in dem künstlerischen Nährboden steckt, der sich über die gesamte französische Schweiz erstreckt – selbstverständlich auch bis nach Wallis, Fribourg, Jura und Neuchâtel.
Gemeinhin werden die Budgets im kulturellen Bereich als Ausgaben präsentiert. Dabei handelt es sich eigentlich um Investitionen: in das Publikum, in unsere Kinder, in den Zusammenhalt und die Entfaltung unserer Gesellschaft. Während wir uns gegen Budgetkürzungen wehren, erwarten uns gleichzeitig große und schöne Baustellen: zum einen die Schaffung eines Verbands von unterschiedlichen Akteuren der darstellenden Künste in der französischsprachigen Schweiz, zum anderen die Herausbildung einer starken politischen Vision für die Romandie,...