Magazin
Geschichten vom Herrn H.: Neuestes aus dem Kulturkampf
von Jakob Hayner
Erschienen in: Theater der Zeit: Berliner Theatertreffen: Unendliches Spiel – Der Schauspieler André Jung (05/2019)
„Alles nur Theater? Zum Umgang mit dem Kulturkampf von rechts“ lautet der Titel einer kürzlich erschienenen Broschüre für die Bühnenwelt. Das dort geschilderte Szenario eines Kulturkampfs von rechts mag zunächst reichlich dramatisch klingen, als müsse man sich vor jeder Theateraufführung durch Massen rechter Demonstranten kämpfen. Das ist zum Glück nicht so, selbst wenn engagiertes Theater ohne entsprechende Reaktionen eben auch nicht zu haben ist. Auf eine solche rhetorisch erzeugte Bedrohungslage sollte man aber zugunsten einer nüchternen Analyse der Lage verzichten. Im Moment konzentrieren sich die Rechten darauf, zur Legitimation staatlichen Eingreifens Begriffe wie Ideologiefreiheit und Neutralität strategisch zu benutzen – als ob es das gäbe! Völlig zutreffend ist die in der Broschüre vertretene These, dass antidemokratische Ansichten auch in der selbsterklärten „Mitte der Gesellschaft“ zu finden sind, was den Erfolg der Rechten begünstigt. Ein Befund, der sich allerdings ins Gegenteil verkehrt, wenn er statt kritischer Einsicht nur Selbstgerechtigkeit und Etikettendenken befördert.
Ist der Kulturkampf von rechts zurzeit die größte Bedrohung der Demokratie? Hört man sich in an Kunst und Kultur interessierten Kreisen um, so ist das allseits zu vernehmen. Spricht man mit Leuten, die ihre Zeit nicht nur im Theater verbringen, sieht die Sache freilich etwas anders aus. Aber so...