Möglichst virtuos zu überleben
Die Theaterfusion Altenburg-Gera
Erschienen in: 150 Jahre Theater Altenburg (04/2021)
Und dann lag der Vorschlag plötzlich auf dem Tisch: Warum nicht unser Haus in Gera und die Bühne in Altenburg zusammenlegen? Zwei Dreispartentheater mit Oper, Schauspiel und Ballett, Orchester, mehreren Spielstätten, aber sehr unterschiedlicher Größe, die nicht einmal vierzig Kilometer voneinander entfernt lagen? Meine durch den kurzen Umgang mit dem Theatermetier begründete Naivität half mir dabei, an dieses Unternehmen zu glauben. Wir waren die Größeren, hatten mehr Geld und mehr Leute. Unsere Stadt zählte zudem weit mehr Einwohner als die Stadt in der Nachbarschaft. Das alles stärkte meinen Glauben.
Die Geschichte hatte es einmal besser gemeint mit der Nachbarstadt. Das war lange vorbei. Der einst herzoglichen Residenz wurde der Kern prächtiger Renaissancearchitektur vom Sozialismus ausgehöhlt. Zwar mehrte immer noch eine reiche Kunstsammlung das Ansehen, und man pochte auf die Ehre, die Skatkarte erfunden zu haben, die großen Stunden des Theaters lebten jedoch nur noch in wehmütigen Erinnerungen. Stolz, klein und im Sozialismus verwunschen war die Stadt. Die angrenzenden Landschaften Richtung Leipzig schwer von Chemie und Tagebau heimgesucht, nicht weit von Altenburg laborierte der Umweltschutz an einem Teersee, dem größten ökologischen Unglück weit und breit. Man war Thüringer geworden, ungern und nicht ganz freiwillig, als 1990 die neue Länderaufteilung kam. Einst...