Mit charmanter Hinterlist führt uns der 1982 in Aleppo geborene Autor Ibrahim Amir zunächst in ein Scheinidyll. Er gaukelt dem Zuschauer eine rundum befriedete Stadt im Jahre 2037 vor. In dieser frohen Zukunft gibt es keine Wutbürger mehr, man hat einander lieb. Die einst Angst erregenden Araber sind längst mit den „Eingeborenen“ familiär verbandelt und bravbürgerlich angepasst. Das esoterische Gesäusel der leicht übergeschnappten Imamin Barbara trifft sich prima mit der Jenseitigkeit des Islam. Linkssein und Gutmenschentum sind in diesem Stück – das Amir nach der Absetzung der Uraufführung am Wiener Volkstheater im Vorjahr für Dresden neu bearbeitet hat – zu einer modischen Attitüde geworden. Dazu fällt einem nicht einmal mehr das Reizwort Multikulti ein, es handelt sich wohl eher um ein uniformes „Lifestyle-Kulti“.
Authentisch ist eigentlich nur der Syrer Rouni Mustafa geblieben, den man noch aus der „Morgenland“-Inszenierung der Bürgerbühne kennt. Er steht zwar als Michi auf der Bühne, aber auch als er selbst: „Ich bin nicht meine Kultur. Ich bin nicht meine Religion … Ich bin Rouni, einfach Rouni“, gibt er uns im Prolog zu verstehen. Im Folgenden wird er wie ein Kobold durch die Inszenierung geistern.
2037 findet ein erweitertes Großfamilientreffen statt. Ibrahim Amir hat dafür einen makabren...