Es darf Dynamit in einer solch ungleichen Beziehung von Verleger und Autor vermutet werden, eine schwer nach außen vermittelbare Gemengelage von Abhängigkeit und Auflehnung, dem Gefühl, nicht genug geliebt oder (und) ausgebeutet zu werden. Da bleibt in der Regel mehr unausgesprochen als ausgesprochen wird.
Umso erstaunlicher ist es, dass der nun erschienene Briefwechsel zwischen Verleger Siegfried Unseld und Autor Peter Handke zwischen 1965 und 2002 fast 800 Seiten umfasst – und auf den meisten Seiten zeigt sich das Verleger-Autor-Verhältnis frappierend freundschaftlich. Ein glücklicher Fall von Vater- Sohn-Ersatzbeziehung?
Handke, gerade Anfang zwanzig, darf sich einiges leisten an unbedarfter Ungestümheit, die ihm Patriarch Unseld gern verzeiht, erfreut er sich doch am Talent des jungen Mannes, der ihm 1965 „Die Hornissen“ anbietet. Ja, das gibt es, oder besser, das gab es: Ein Verleger freut sich – platonisch gesprochen – an der Buchwerdung eines Manuskripts. Es bestätigt ihn darin, dass er eben nicht nur dazu da ist, den Gewinn der Buchproduktion zu maximieren. Er ist auch Welthelfer des Besonderen. Im Anonymen entsteht gar nichts. Das Persönliche jedoch wird zur Gefahrenzone, in der Außerordentliches entsteht. Das ist das Erfolgsgeheimnis des Suhrkamp Verlages unter Siegfried Unseld.
Das briefliche Gespräch zwischen Unseld und Handke erinnert an jenes...