Frau Bendokat, das „Nö“, wo wir uns treffen, ist schon seit vielen Jahren Ihre Berliner Stammkneipe. Ist es wahr, dass Sie früher von Ihrer Wohnung aus immer über die Dächer zu Katja- Lange Müller geklettert sind, die über dem „Nö“ wohnte?
Ja, das stimmt. Katja war gerade bei meiner Geburtstagsfeier. Nach der Feier sind wir hoch zum Balkon gestiegen, und sie hat mich angeschaut und gefragt: Wie haben wir das damals bloß gemacht? Sie wohnte hier oben, ich um die Ecke, und wir sind zueinander über das Dach geklettert. Es ging einfach schneller als die Treppen herabund hinaufzusteigen und über die Straße zu gehen. Aber es war auch ein Leichtsinn sondergleichen. Wenn ich mir vorstelle, dass meine Kinder oder Enkelkinder so etwas machen würden, das wäre furchtbar.
Und Heiner Müller hat es Ihnen verboten?
Ja, er gehörte zu denen, die gesagt haben, dass wir damit aufhören sollen.
Um direkt bei Müller zu bleiben: Eine Ihrer Theaterszenen, die mich besonders fasziniert, ist Ihr Auftritt als Chor in Gotscheffs „Persern“ nach Müller am Deutschen Theater in Berlin: die lange Rede zu Beginn, in der sie die Namen der gefallenen Perserkrieger aufzählen. Es ist, als käme Ihr Sprechen dabei von unendlich weit her,...