„In dieser tiefschwarzen Nacht haben wir uns endlich wiedergefunden.“ Schon dieser erste Satz ist typisch für den Tonfall des Stücks. Es geht um eine alte, zerbrochene Liebe, um Partner, die sich nach Jahren im Sterbezimmer einer Bekannten wieder treffen. Raunend gesprochen, mag der Anfangssatz im Raum funkeln wie ein Gedicht. Doch die Menschen in Etel Adnans Stück sprechen die ganze Zeit über so: „Wir sind allein. Diese stockfinstre Nacht herrscht auch in unseren Körpern.“ Die Darsteller müssen sich hüten, nicht ganz schnell in einer Kitschfalle zu landen. Adnans Texte sind als schwebend leicht und doch abgrundtief schwer beschrieben worden. Heute kann dieser poetische Ton – im Kontrast zur Reality-Dominanz im zeitgenössischen Drama – eher fremd und gesucht anmuten. Das Karlsruher Ensemble jedoch kommt bei der Uraufführung von „Irgendwann in der Nacht“ ohne preziöses Raunen aus. Im Gegenteil, die vier Schauspieler lassen Adnans Sätze – es sind ja doch eher lyrische Reflexionen über eine zurückliegende, intensive, existenzielle Zeit der Liebe – ganz direkt und konkret klingen. So, dass dann doch in dieser zunächst retrospektiven Begegnung zweier ehemals Liebender ein Drama aufscheint.
Die heute 88-jährige Schriftstellerin und Malerin Etel Adnan, Tochter einer christlichen Griechin und eines muslimischen Syrers, ist Weltbürgerin, sie lebt...