Marktmoderne
von Wolfgang Engler
Erschienen in: Wendungen: Die andere Wahrheit (09/2021)
Privateigentum, Konkurrenz, Profitmotiv: Das ist die Troika kapitalistischer Vergesellschaftung, der die Verselbständigung der Funktionen und Glieder naturnotwendig eingeschrieben ist.
Das Privateigentum zieht eine Grenze zwischen dem, worüber man verfügt und worüber man nicht verfügt. Die Unverfügbarkeit über fremdes Privateigentum eröffnet einen Raum, in dem die Privaten ihre Kräfte miteinander messen, den Raum der Konkurrenz. In ihr besteht, wer profitabel wirtschaftet, seine Kosten deckt, einen Gewinn erzielt, diesen reinvestiert und folglich wächst. Die Triebfeder dieses Kräftemessens, bei dem nur der besteht, der größer, stärker wird, ist der Eigennutz. Diesem ist im Prinzip jedes Mittel recht. Daraus resultiert ein latenter Krieg aller gegen alle, der jederzeit ausbrechen kann und tatsächlich ausbricht, sobald die Risiken, zum Nachteil anderer zu prosperieren, kalkulierbar werden. Wer in diesen Raum hineinhört, vernimmt das Hintergrundrauschen der Raubzüge, der gewaltsamen inneren und äußeren Landnahmen, die den modernen Kapitalismus erzeugt haben und weltbeherrschend werden ließen. Die Beute wurde im Recht codiert mit dem Ziel, das Privateigentum unangreifbar und unsterblich zu machen.13
Es geht an dieser Stelle nicht um Moral. „Wir erwarten unser Essen nicht von der Wohltätigkeit des Fleischers, Brauers oder Bäckers, sondern davon, daß sie ihre eigenen Interessen wahrnehmen. Wir wenden uns nicht an ihre Menschlichkeit, sondern an...