Erstaunlicherweise hat die sprachanalytische Philosophie, die sich weit eher mit der ratio als mit dem Pathischen und Affektiven beschäftigt, nicht nur auf allfällige Konsequenzen dieser ‚Omnisprachlichkeit‘ hingewiesen, sondern auch einen möglichen Ausweg aus dem Dogmatismus des Zeichens und der Sprache skizziert. Die ebenfalls in dieser Disziplin von John L. Austin entwickelte Theorie des Performativen führt bekannterweise vor, daß in Worten, mit ihrer (Aus-)Sprache stets eine Handlung vollzogen wird, wodurch Bedeutung produziert wird. Dies besagt, daß es etwas geben muß – einen Akt, ein Ereignis, eine Situation – welche der Bedeutung (und Struktur) vorausgehen muß respektive dieser entgeht. Mit Marcel Mauss‘ Thesen über die ganz basal prägende technische Überformung unseres Körpers ließe sich vermuten, daß das Vorausgehende primär in jenen körperlichen Bewegungen und Praktiken zu sehen ist, welche die Sprache grundieren und fallweise auch subvertieren.³⁰ Auf diesen körperlichen Grund einer jeden Sprache verweist auch Julia Kristeva mit ihrem Konzept der Chora, das die grundlegende Sprache und Artikulation determinierende Energie der Triebe faßt, die in phonetischen, kinetischen oder chromatischen Differenzen evident wird.³¹ Werner Hamacher hat indes den Vorschlag eingebracht, gerade im Akt des Sprechens dasjenige zu sehen, was der Sprache vorausgeht und sie entsprechend nicht als performativ, sondern als afformativ...