Er war Russlands Top-Terrorist und zugleich Romanautor. „Ein Henker, aber nicht ohne Lyrismus“, schrieb Gorki über ihn. Selbst Lenin hatte Respekt vor seiner „Wahrhaftigkeit“. Die Rede ist von Boris Sawinkow (1879 –1925), einem russischen Sozialrevolutionär, der an etlichen Attentaten auf das zaristische Gewaltregime maßgeblich beteiligt war. 1917, nach der Februarrevolution, wurde er Vizekriegsminister in der Kerenski-Regierung. Nach der Oktoberrevolution kämpfte er aber – als Anhänger der Grünen, einer bäuerlich-demokratischen Bewegung – im Bürgerkrieg gegen die Bolschewiki. 1924 verhaftet, kam er 1925 bei einem nie geklärten Fenstersturz aus dem Lubjanka-Gefängnis in Moskau ums Leben. Seine Schriften waren zur Sowjetzeit verboten – bis zur Perestroika. Einer seiner Romane, „Das fahle Pferd – Tagebuch eines Terroristen“, 1908 publiziert (1909 auf Deutsch), ist 2015 in neuer Übersetzung von Alexander Nitzberg erschienen. Sawinkow schildert darin, etwas verändert und stilisiert, das von ihm organisierte Bombenattentat von 1905, bei dem Generalgouverneur Sergei Romanow ermordet wurde. Just jenes Attentat, das Albert Camus, der Sawinkows Schriften kannte, in seinem Drama „Die Gerechten“ (1949) verarbeitet hat. Beide Stoffe waren 2016 im bat-Studiotheater Berlin zu sehen. Jetzt brachte Daniel Klumpp, Leiter des freien nomad theatre ensemble, den Sawinkow-Roman – ohne Camus – im Theaterhaus Stuttgart erneut auf die Bühne.
„Das fahle...