Theater der Zeit

Theater der Zeit 1/2019

Edgar Selge: Der helle Wahnsinn

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Editorial

Eine Frau tippt hektisch eine Nachricht in ihr Smartphone. Schon wenige Sekunden später erscheint die Antwort auf ihrem Bildschirm. Es geht um ihren Sohn, im Gespräch ist sie mit ihrem Mann, aber wirklich geredet haben die beiden schon lange nicht mehr. Die Ehe zwischen Nora und Torwald findet in Timofej Kuljabins Inszenierung von „Nora oder Ein Puppenhaus“ am Schauspielhaus Zürich vornehmlich über WhatsApp oder Facebook statt. Die Blicke starr auf die kleinen Bildschirme gerichtet, verhandeln die Menschen ihr Leben, ohne sich real gegenüberzustehen. Für Schauspielerlegende Jürgen Holtz sind das Bilder einer fortschreitenden Versklavung des Einzelnen, wie er im Gespräch mit Gunnar Decker erklärt. „Eine kafkaeske Situation, in der die Menschen nicht einmal bemerken, dass sie immer unfreier werden.“ Zum dreihundertsten …

Künstlerinsert

Im Widerstandsraum

Die Bühnen von Olaf Altmann sind nicht illustrativ, sondern schaffen Energien, die Regie und Ensemble herausfordern

von Thomas Irmer

Thema

Der helle Wahnsinn

Gefangener und Bewacher, Intellektueller und Narr: Der Schauspieler Edgar Selge treibt seinen Körper über die Grenzen dessen, was man allgemein für zuträglich hält

von Gunnar Decker

Kolumne

Totensonntag

Kann man eine Sache totreden? Offensichtlich. Man kann so lange auf sie einprügeln, bis niemand mehr an sie glaubt. Man kann zum Beispiel die SPD totreden, wie es gerade geschieht, …

Foto: Jürgen Bauer

Protagonisten

Der Bergarbeiter

Johan Simons, der neue Intendant am Schauspielhaus Bochum, positioniert sein Haus in der goldenen Mitte zwischen Ensembletheater, Performance und Diskurs

von Martin Krumbholz

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Alterhrwürdig und blutjung zugleich – Das Theater Erlangen ist die älteste bespielte Barockbühne Bayerns. Foto Jochen Quast

Altes Haus, vitales Herz

Barockarchitektur und Videoschnipsel: Das Theater Erlangen feiert seinen 300. Geburtstag und denkt über das Stadttheater der Zukunft nach

von Christoph Leibold

Wie alt das Theater Erlangen tatsächlich ist, ist eine Frage der Perspektive. Je nach Sichtweise ist es altehrwürdig oder aber noch blutjung. Ein modernes Stadttheater mit Repertoirebetrieb wurde das Theater …

Foto: Jochen Quast

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Tanz in den Wolken

Ende diesen Jahres wird der bekannteste Choreograf Asiens, Lin Hwai-min, in den Ruhestand gehen – undenkbar, dass er dann nur noch Geschirr spülen wird

von Renate Klett

Kommentar

Die letzte Machete

Als im Dezember 1999 der ZDFtheaterkanal auf Sendung ging, war das europaweit eine Sensation. Ein Spartenprogramm, bei dem man schon zum Frühstück eine alte Peter-Zadek-Inszenierung und nach Mitternacht noch eine …

Look Out

Heilige Ironie

Die Kritiker liegen ihr zu Füßen, denn die Düsseldorfer Schauspielerin Lieke Hoppe weiß, was auf dem Spiel steht

von Martin Krumbholz

Auftritt

Stück

Magazin

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Welche Konsequenzen sind mit dem Richten über künstlerische Arbeiten verbunden? – Dies war eine der Fragen, die sich das sechste PAP-Branchentreffen stellte. Foto Mathias Völzke

Die Situierung des Betrachters

Beim PAP-Branchentreff im Theaterdiscounter Berlin diskutieren die freien darstellenden Künste den schillernden Begriff der Qualität

von Patrick Wildermann

„Die Unterscheidung in gute und schlechte Kunst nützt zunächst denjenigen, die diese Unterscheidung machen. Wohl aber nicht der Kunst, den Kunstschaffenden, ihrem Publikum und nicht der Geschichte der Kunst selbst.“ …

Foto: Mathias Völzke

Unheilvolle Kontinuitäten

Peter Jammerthal und Jan Lazardzig (Hg.): Front – Stadt – Institut: Theaterwissenschaft an der Freien Universität 1948–1968. Verbrecher Verlag, Berlin 2018, 272 Seiten, 24 EUR.

von Jakob Hayner

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Gespräch

Foto Lesley Leslie-Spinks

Was macht das Theater, Jürgen Holtz?

von Gunnar Decker

Jürgen Holtz, Ende Dezember lief am Berliner Ensemble die dreihundertste Vorstellung der „Dreigroschenoper“ in der Regie von Robert Wilson. Haben Sie im September 2007, als die Premiere war, erwartet, dass …

Foto: Lesley Leslie-Spinks