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Erschienen in: Letzter Vorhang (05/2017)
Ein Klingeln. Hastig griff ich nach dem iPhone. Tot. Ich hatte den Hausapparat vergessen. Verdrängt. Die Möglichkeit eines internen Anrufs. Anrufe erwartete ich nur noch von außen.
Rudis Stimme klang ernst, für seine Verhältnisse beinahe formell.
„Et hat hier jerade ne Auseinandersetzung jejem. Besser, du kommst runter und sprichst ’n Machtwort.“
Sowas traute er mir also noch zu. Im Gang von den Garderoben zur Kantine kam mir vertrauter Mief entgegen, gefolgt von einem eher unaufgeregten Gebrabbel tiefer Männerstimmen. Bis vor ein paar Jahren gehörten sowohl der Geruch als auch der Lärm zur täglichen Gefühlsroutine.
Da ich sehr persönliche Erinnerungen an diese Zeit hatte, verlangsamte ich unwillkürlich meinen Schritt, um die Atmosphäre in mich aufzunehmen. Beinahe aufgekratzt trat ich durch die offene Stahltür zur Kantine.
Es mochten mindestens fünfzig sein. Junge und Alte, Männer überwiegend, aber dazwischen auch ein paar Frauen, vielleicht ein Dutzend Afrikaner und Araber, nahezu alle in den typischen Parkas oder dicken Rollkragenpullovern. Einige hatten sich an den Gastrotischen niedergelassen, andere auf dem Boden. Ein Schäferhundwelpe tapste zwischen ihren Beinen herum.
Ich versenkte mich in diesen wohlbekannten und an sich willkommenen Anblick. Da stand Leitterfeldt neben mir: krause Stirn und zum Zuschnappen bereite Harmonieschiene zwischen den Kiefern.
„Wir...