Während die finanziell und medial gut versorgten Metropolenbühnen sich oft viel zu wichtig nehmen, leisten kleinere Häuser wie das Theater Pforzheim gleichsam Basisarbeit. In einem sich wandelnden Umfeld: Die 123 000-Einwohner-Stadt, die bundesweit einen der höchsten Bevölkerungsanteile mit Migrationshintergrund aufweist, ist unlängst als AfD-Hochburg in die Schlagzeilen geraten. Traditionell gilt die „Goldstadt“ als schmuckindustriell führend: Rund 80 Prozent des aus Deutschland exportierten Schmucks kommt aus Pforzheim.
Doch zurück zum Theater: Dessen Entwicklung verläuft seit der Eröffnung des Dreisparten-Neubaus 1990 nicht immer gradlinig und zufriedenstellend. Die Besucherzahlen sinken oder stagnieren, und das lange gepriesene „Pforzheimer Modell“ – ein Führungstrio aus Opern-, Verwaltungs- und Schauspieldirektor – ist auch bereits Geschichte: Seit 2015 liegt die künstlerische Leitung mit Thomas Münstermann wieder bei einem Intendanten. Ein Neuanfang. Jetzt auch im Schauspiel: Hannes Hametner ist seit dieser Saison neuer Oberspielleiter. Der 46-jährige gebürtige Leipziger hat Schauspielregie an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ in Berlin studiert. Schwerpunkte seiner Arbeit an Bühnen von Moskau über Stendal bis Konstanz sind Uraufführungen und neuinszenierte Klassiker.
Mit neu aufgestelltem Ensemble zeigt Hametner zum Spielzeitauftakt ein wieder häufig gespieltes Schlüsseldrama der Antike: Euripides’ „Die Frauen von Troja (Der Untergang)“, übertragen von Walter Jens. Die Bühne: ein Leichenfeld. Ein Schild in...