2.3. Das Automaton des Barock
von Sebastian Kirsch
Erschienen in: Das Reale der Perspektive – Der Barock, die Lacan’sche Psychoanalyse und das ‚Untote‘ in der Kultur (07/2013)
Als stummer und dabei zugleich das Sprechen und Schreiben umso stabiler bestimmender Mechanismus pflanzt sich das barocke Zickzackmuster also durch die Jahrhunderte in Kunst und Wissenschaft fort. Unerschütterlich und von historischen »Kontexten« unbeeindruckt, passt es sich den verschiedenen Formen und Genres an. Dabei mögen Stärke seiner Ausprägung und Bewertung seiner Merkmale variieren, entgehen kann man ihm kaum. Es mag, wo es bemerkt wird, als redundant und ermüdend empfunden werden; doch der Redundanz zu entkommen, scheint kaum möglich. Das Muster zu reflektieren oder zu versuchen, seiner Bedeutung auf die Spur zu kommen, heißt zunächst nur, es zu verschieben, bis sich am Ende eine neue Oberfläche, eine neue Liste hergestellt hat – was sich sogar an dem hier bislang Gesagten zeigen lässt. Denn der vorangegangene Abschnitt ist selbst von besagtem Muster kontaminiert, hat er mit ihm doch seinerseits ein barockes Einheitskriterium eingeführt, das die Phänomenfülle zu bündeln verspricht. Wieder ging dem die Diagnose von Mangel (die Stummheit des Musters) und gleichzeitigem Überschuss (sein inflationäres Auftreten) voran. Und wieder hat der Text unter der Hand selbst die Form der seriellen und prinzipiell unabschließbaren Aufzählung (von Beispielen) angenommen. »Die Bedeutung ist nur das Double/die Doublure der Oberfläche, und die Codes verdoppeln sich endlos«, schreibt...