Insa Rudolph: »Den Theaterraum als akustischen Raum begreifen«
Ein Gespräch am 18. Dezember 2017 in Frankfurt am Main
von Insa Rudolph und David Roesner
Erschienen in: Recherchen 151: Theatermusik – Analysen und Gespräche (11/2019)
Du bist seit vielen Jahren Musikerin – wie und wann wurde daraus (auch) Theatermusik?
Insa Rudolph: Ich habe Jazzgesang in Amsterdam studiert und bin nach dem Studium zunächst nach Berlin gegangen, wo ich in unterschiedlichen Formationen und Projekten Musik gemacht habe. Zeitgleich haben die Regisseurin Julia Roesler und ich – wir kennen uns aus dem Jugendtheater-Club des DT Göttingen – vor mittlerweile über zehn Jahren gemeinsam ein Theaterkollektiv1 gegründet. Seit acht Jahren ist die Dramaturgin Silke Merzhäuser mit dabei. Als Dreier-Team entwickeln wir dokumentarische Theaterstücke, in denen wir versuchen, soziale Wirklichkeit aus der Perspektive von Menschen zu beschreiben, die zu gesellschaftlichen Minderheiten zählen. Nach ausführlichen Recherchen entstehen auf der Basis von Interviews Textfassungen und schließlich Inszenierungen. Wichtig ist uns hierbei, die Grenzen zwischen Schauspiel und Musiktheater, Dokumentation und Fiktion auszuloten. Dabei übernehme ich (fast) immer die musikalische Leitung und bin auch manchmal selbst als Musikerin mit auf der Bühne.
Neben der Theatermusik mache ich seit ca. sechs Jahren auch Filmmusik, vor allem im Dokumentarfilmbereich. Es ist interessant, dass sich zwischen diesen unterschiedlichen Arbeitsbereichen doch immer wieder Querverbindungen herstellen, und es ist spannend zu sehen, wie sie zunehmend zusammenwachsen. Die Frage nach dem Dokumentarischen begleitet...