Stef Lernous und seine Kompanie Abbatoire Fermé sind absolute Spezialisten für die Vergegenwärtigung des Verdrängten und die Macht des Unbewussten. Eine Inszenierung von Hoffmanns Erzählung „Der Sandmann“ liegt da nahe. Sven van Kuijks Bühnendesign ist bis in kleinste Einzelheiten grandios schmutzig und ruft bei seinen Betrachtern die emotionale Irritation eines düsteren Gemäldes hervor. Sieben geschlossene Zimmertüren, verblichene und abblätternde Tapeten erlauben Assoziationen einer abgetakelten Hoteletage. Eine andeutungsvolle Szenerie wie aus einem Gruselfilm. Gelbliche Lampenschirme sorgen für Zwielicht. Im Mittelpunkt des leeren Flures beseitigt eine Art Hausmeister Spuren eines kürzlich verloschenen Feuers. Dieser Hausmeister ist in Stef Lernous’ Inszenierung Hoffmanns Protagonist Nathanael (Moritz Peschke), jener von Kindheitstagen an traumatisierte Student, der am Ende dem Wahnsinn verfällt. Aus zwei alten Lautsprechern dudelt scheppernd „Mr. Sandman, bring me a dream“, in der Version des Frauen-Quartetts The Chordettes, in Endlosschleife. Der Ton in Freiburg bleibt durch den populären Schlager der 1950er Jahre hell, fast burlesk. Eine Spielfigur nach der anderen betritt über den Treppenaufgang den Hotelflur, quert diesen an Nathanael vorbei, öffnet die Zimmertür, verschwindet dahinter und schließt die Tür. Das hat Züge eines komödiantischen Stummfilms aus dem Raritätenkabinett. Es liegt nahe, alle Mitspieler als Imaginationen Nathanaels zu begreifen.
Relative Helligkeit und Leichtigkeit des...