Da steht einer in der Brandung des Zeitgeistes. So wie sich ein Seemann bei stürmischer See gegen den Wind lehnt. Seit 28 Spielzeiten! So lange leitet Reinhard Simon nun schon die Uckermärkischen Bühnen Schwedt. Am liebsten mag er es musikalisch, denn die Musik hat ihn immer schon gerettet. Also sagen wir es mit Udo Jürgens, der in Schwedt ein gern gesehener Gast war: „Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an.“ Erste Grundregel für dauerhaften Erfolg in Schwedt: Vor populären Ausdrucksformen darf man keine Angst haben! Wer, wie Simon, in Schwedt ein großes Kulturhaus und eine winzige Nebenspielstätte, das intime theater, über die Wendezeit bringen musste, der hat das gelernt. Und irgendwie ist doch immer Wendezeit.
Im Moment sollte Simon ganz andere Sorgen haben, in drei Tagen ist Premiere von „Ein Herz und eine Seele – Die Bombe“, der Theaterserie dritter Teil nach Wolfgang Menges Fernseherfolg aus den siebziger Jahren. Heute Abend ist Hauptprobe – eigentlich –, aber der Darsteller von Ekel Alfred hat Stimmbandprobleme. Bis zur Premiere sind die wieder weg, da ist sich Simon sicher. Er kennt die Schauspieler, war schließlich selbst einer. War? Ist! In „Die Bombe“ spielt auch er mit, als Bombenentschärfer. Und macht er das...