Nicht weit vom venezianischen Ghetto, dem Namensgeber für einen bis heute nachwirkenden integrationspolitischen und städtebaulichen Irrweg der frühen Neuzeit, bezogen Theatermacher und Laien aus Deutschland gemeinsam eine Kirche. Die ehemals klösterliche, nunmehr seit Jahrzehnten entwidmete Chiesa dell’Abbazia della Misericordia wurde für eine Woche im Oktober vergangenen Jahres zur „Veddel Embassy“, zu einer Botschaft des interkulturellen Dialogs. Unter dem Motto „Reporting from the Front“ lud der Architekt Alejandro Aravena zur 15. Internationalen Architekturbiennale Venedig 2016. Für den deutschen Beitrag „Making Heimat. Germany, Arrival Country“ wurden an vier Stellen der denkmalgeschützten Wände des Pavillons Löcher geschlagen – ein fragwürdiges Zeichen für das weltoffene Deutschland. Mit wirkmächtigen Fotografien, einer Vielzahl von Grafiken und recht schlichten Weisheiten („Die Arrival City braucht die besten Schulen“ etc.) wird die bundesrepublikanische Integrationspolitik zum Erfolgskonzept stilisiert.
Wo „Making Heimat“ durch kühl verkündete, scheinbare Wahrheiten auffällt, versuchen die beiden Regisseure Björn Bicker und Malte Jelden die Menschen hinter dem zur Phrase verkommenen Begriff „multikulturelle Gesellschaft“ zu zeigen. Im Rahmen ihres Begleitprogramms zur Architekturbiennale, „Performing Architecture“, gibt das Goethe-Institut den Künstlern Gelegenheit, unter dem Titel „The Veddel Embassy. Representing Germany“ fast sechzig Menschen aus Hamburg nach Italien zu bringen. Ein jeder von diesen, kaum jemand ohne sogenannten Migrationshintergrund, fungiert als...