Vielleicht ist es ja ein heimliches Update des Underground-Klassikers aus den Fünfzigern, der „Zofen“ von Jean Genet, den das Prinzregenttheater (PRT) zur Saisoneröffnung auf den Spielplan gesetzt hat – einer Saison, die womöglich schon die dritte und letzte der durchaus erfolgreichen Intendantin Romy Schmidt sein könnte. In der Rolle der Gnädigen Frau agiert in diesem Update Sibylle Broll-Pape, inzwischen Intendantin am ETA Hoffmann Theater Bamberg; sie hat das kleine PRT, das in einer ehemaligen Zeche liegt, Anfang der neunziger Jahre mitbegründet und mehr als zwei Jahrzehnte lang geleitet. Nun steht sie dem Trägerverein vor und überwacht, aus der Ferne, aber sicherlich gut informiert, die Geschicke des Hauses, die ihr am Herzen liegen. In der Rolle der aufmüpfigen, aber letztlich doch verzweifelt ohnmächtigen Zofen: die jungen Frauen (und Männer) um Romy Schmidt, die nicht nur das Outfit, sondern auch Spielplan und Publikum des Theaters verändert und in bislang zwei Jahren in einen Bochumer Hotspot verwandelt haben.
In Genets Stück soll die Gnädige Frau mit Lindenblütentee vergiftet werden; in Wirklichkeit ist es nur das Klima zwischen den jetzt Aktiven und dem Trägerverein, das immerhin so gründlich vergiftet ist, dass nun ein überparteilicher Mediator eingeschaltet werden musste, um zu klären, was sich dem...