Rezension
Vielschichtigkeit auf vier Händen
„Kasper in Teufels Küche oder Das Geheimnis der schlechten Laune“ am Theater Altenburg Gera
von Juliane Solvång
Assoziationen: Theater Altenburg-Gera GmbH
Erschienen am 1.10.2025

Eine Runde Kasperkitsch, so scheint es zunächst: muntere Volksmusik, klassische Jahrmarktsbude mit dunkelroten Vorhängen vor kunstvoll gemaltem Prospekt. „Kasper in Teufels Küche oder Das Geheimnis der schlechten Laune“, ein Stück von Marc Becker, 2016 für Thalias Kompagnons entstanden, erfährt im Theater Altenburg Gera eine Neuinszenierung, in der der glatte Samt der Kasper-Nostalgie überraschend kräftig gegen den Strich gebürstet wird. Der Abend im Szenario, dem Ausweichquartier des sich zur Premiere noch im Umbau befindlichen Puppentheaters, beginnt mit vier nackten Händen, die sich zu zwei Pistolen formend in ein anderthalbstündiges Duell begeben. Genervt von der ewig guten Laune des Kaspers tritt der Teufel auf und schenkt ihm einen Trank ein, der alles auf den Kopf stellt. Der ewige Spaßmacher verweigert nun das gewohnte Spiel; mit ihm geraten Großmutter, Gretel, Seppel und die Prinzessin ins Wanken und suchen, gekonnt überzeichnet, nach neuen Rollen.
Regisseurin Kristine Stahl setzt auf handwerkliche Präzision und satirische Brechung, die von Ausstatterin Bärbel Haage gekonnt in den Raum übertragen werden. Dank ihrer fünf Ebenen, vom Unterwelt-Klappenraum, Seitenbalkon bis zum Vogelkäfig-Gefängnis auf dem Dach, entfaltet die Bühne zahlreiche Spielmöglichkeiten. Mit Bierschlitz, Sprechtuch und Gucklöchern verweist die Szenografie historisch zitatenreich auf Jahrmarktsbuden von einst, jedoch mit schräger Eigensinnigkeit. Trotz anfänglicher Längen,...
Erschienen am 1.10.2025