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Film
Alles für die Kunst?
von Ralf Schenk
Erschienen in: Theater der Zeit: Romeo Castellucci: Zurück in die Zukunft – Über die Vermessung der Welt von morgen (09/2013)
Der Schauspieler Philipp Hochmair, gefeierter Bühnenstar u. a. in Hamburg und Wien, spielt in Der Glanz des Tages sich selbst. Wir sehen ihn bei Proben und Auftritten, während des Szenenstudiums oder auf Reisen zwischen den Städten, in denen er gastiert. Ein unstetes Dasein, das, so behauptet der Film, kaum feste Beziehungen und als Fixpunkte nur die jeweiligen Inszenierungen kennt. In diesen Alltag lassen die Regisseure Tizza Covi und Rainer Frimmel die Figur eines ehemaligen Zirkusartisten einbrechen, der plötzlich vor Hochmairs Tür steht: Auch Walter Saabel spielt sich hier selbst, und die einzige Erfindung, die sich der Film erlaubt, ist, dass er sich als Hochmairs Onkel in die Handlung einbringen darf. Aus dem beiläufig skizzierten, eher getupften Umgang der beiden Figuren entwickelt „Der Glanz des Tages“ ein wunderbares philosophisches Essay über die Verschiedenheit von Lebensentwürfen. Philipp gibt alles für seine Kunst, die Welt der Bühne, den perfekten Auftritt, den Erfolg, auch wenn damit privat eine gewisse Einsamkeit und Verlorenheit verbunden ist. Walter dagegen hat sich sehr viel mehr den Blick für die Lebenswirklichkeiten bewahrt und leistet z. B. praktische Hilfe für den moldawischen Nachbarn und dessen viel zu oft allein gelassene Kinder. Covi und Frimmel, die ihren Film aus über 25...