Vorbei ist’s mit der Romantik. Don’t cry – work. Wo gerade noch Caspar David Friedrichs „Der Wanderer über dem Nebelmeer“ prangte, als Projektion auf einer meterhohen Wand, wütet nun Annika Meier, befestigt an zwei Stahlseilen und in die Höhe gezogen, zunächst den Titel des ersten Teils von Rainald Goetz’ „Krieg“ blutrot auf den weißen Grund pinselnd – „Heiliger Krieg“ –, bevor sie mit einem Vorschlaghammer und dem entsprechenden heiligen Ernst an die Zertrümmerung des Bühnenbildes geht. Für Regie und Bühne zeichnet Robert Borgmann verantwortlich, der im Berliner Ensemble den Goetz’schen Text als viereinhalb Stunden dauernde Sprachstudie auf die Bühne bringt. Das ist sperrig und teils auch zäh, aber doch von einer faszinierenden Konsequenz und großen Qualität.
Was zunächst auffällt, ist die starke Zeitgebundenheit der Textvorlage. Mehr Achtziger geht nicht. Wenn Goetz mit der Romantik aufräumt, bezieht sich das auf den Betroffenheits- und Authentizitätskult dieser Zeit, auf eine politische Linke, die sich nach der RAF und der bleiernen Zeit der Repression des Staates um Nestwärme, Heimeligkeit, Liederabende und Selbstgestricktes versammelte, die in jeder ihrer Äußerungen die Armseligkeit der Zivilisationsmüdigkeit verkörperte. Gegen diese Verschwarzwaldung der Politik setzte Goetz eine Radikalität, die mit Härte und Kälte kokettierte, die vor der Eiswüste der Abstraktion...