Nachwort
von Bernd Stegemann
Erschienen in: Das Gespenst des Populismus – Ein Essay zur politischen Dramaturgie (01/2017)
Im Sommer 2016 fasste ich den Entschluss, ein Buch über den Populismus zu schreiben. Nach einigen Recherchen und Gesprächen wurde mir die große Diskrepanz immer bewusster, die es zwischen den nicht sehr zahlreichen theoretischen Untersuchungen und dem von Monat zu Monat wachsenden Erfolg der Populisten gibt. Das Nachdenken über die Eigenarten des Populismus schien in den immer gleichen drei Definitionen festzustecken: Er gibt einfache Antworten auf komplexe Probleme, betreibt eine Spaltung von Volk und Elite und behauptet, einen direkten Draht zum Volk oder zur Wahrheit zu haben. Zugleich ist auffällig, wie gut sich der Begriff dazu eignet, im politischen Streit instrumentalisiert zu werden. Sobald die eine Seite z. B. Gefühle von Wut und Enttäuschung aktiviert, ruft die andere Seite „Populismus“. Wenn damit das Phänomen erschöpfend beschrieben werden kann, bleibt die Frage, wieso er von der liberalen Mitte wie ein Schreckgespenst gefürchtet wird. Denn das alles gehört doch seit jeher zum Handwerk demokratischer Politiker, die für ihre Partei die Mehrheit erringen wollen.
Offensichtlich machen die neuen Populisten etwas anders als der Mainstream und offensichtlich machen sie im Sinne der Demokratie etwas richtig, wenn z. B. die AfD bei den Landtagswahlen 2016 in Mecklenburg-Vorpommern aus dem Stand heraus mehr Stimmen bekommt als...