Performance Capture in der Schauspielausbildung
von Thomas Haegele
Erschienen in: Recherchen 105: Wie? Wofür? Wie weiter? – Ausbildung für das Theater von morgen (03/2014)
Seit Jahrtausenden ist der traditionelle Auftrittsort eines Schauspielers das Theater. Hier interagieren Schauspieler direkt mit dem Raum und mit ihrem Publikum. Jeder Auftritt ist singulär.
Seit mehr als hundert Jahren gibt es das Kino, ergänzt durch Fernsehen und andere Bewegtbildmedien. Hier wird die Performance eines Schauspielers in einzelne Takes zerlegt und in Sequenzen von Einzelbildern festgehalten. Dadurch wird jeder Auftritt wiederholbar.
Seit einigen Jahren gibt es einen weiteren Auftrittsort – computergenerierte, virtuelle Welten. Performance-Capture- und Motion-Capture-Techniken ermöglichen dem Schauspieler den Zutritt zu diesen Welten, verbinden die Spontaneität und Interaktivität eines Bühnenauftritts mit der Präzision und Wiederholbarkeit einer Filmaufzeichnung.
Motion Capture bedeutet, die Bewegungen eines Schauspielers in Echtzeit zu erfassen und auf ein Computermodell zu übertragen. Klassische Verfahren arbeiten mit Markierungen, die am Körper oder am Gesicht eines Darstellers befestigt sind. Aktuelle Methoden verwenden strukturiertes Licht, optischen Fluss oder spektroskopische Verfahren, um Bewegungen festzuhalten. Der Vorteil der neuen Techniken liegt darin, dass keine störenden und bewegungshemmenden Markierungen mehr notwendig sind. Der Darsteller kann sich uneingeschränkt auf sein Schauspiel konzentrieren.
Motion Capture und besonders die Performance Capture, bei der nicht nur Körperbewegungen, sondern auch subtile Gesichtsausdrücke und Fingerbewegungen erfasst werden, können vielfältig eingesetzt werden. Die Bandbreite reicht von der Unterhaltungsindustrie oder der...