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Film: Auf den Plantagen des Südens
von Ralf Schenk
Erschienen in: Theater der Zeit: Andrzej Stasiuk: Autor der Vergessenen – Der Erste Weltkrieg und das Rumoren der Geschichte (01/2014)
Gleich im Januar läuft einer der stärksten Filme des Jahres auch in unseren Kinos an: 12 Years a Slave von Steve McQueen, die wahre Geschichte des afroamerikanischen Geigenspielers Solomon Northup, der 1841 aus dem Norden in den Süden der USA verschleppt und dort als Sklave drangsaliert wird. Amerikanische Kritiker verglichen diese Arbeit mit Quentin Tarantinos „Django Unchained“, den sie gegenüber McQueens schockierend unerbittlichem Werk als „harmlosen Bubenstreich“ bezeichneten. Tatsächlich wird das Martyrium Northups in Bildern zelebriert, die im Grunde die Schmerzgrenze weit hinter sich lassen. Doch zweifellos ist „12 Years a Slave“ ein notwendiger Film, der die größte Schande und Schuld der US-amerikanischen Gesellschaft, das bestialische Treiben der weißen „Herrenmenschen“ auf den Plantagen des Südens, so ehrlich und wahrhaftig beschreibt wie kein Kinostück vor ihm, wobei die vorgeführte Gewalt nie zum voyeuristischen Selbstzweck wird.
In den Hauptrollen spielen der überragende Chiwetel Ejiofor als Solomon Northup und sein Gegenpart Michael Fassbender als macht- und triebgesteuerter Landbesitzer und Sklavenhalter Edwin Epps, und wenn sich im Zentrum der kühlen und exakt kalkulierten Szenerie die brutalen Exzesse ins Unermessliche steigern, so legt Steve McQueen, der ja vor allem bildender Künstler ist, mindestens genauso viel Wert darauf, die Bildränder mit nicht minder schrecklichen Informationen zu...