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Optimierung im Geiste des Reiskochers
Das Wiener Festival ImPulsTanz zeigt einsame Menschen und höchst lebendige Maschinen
von Helmut Ploebst
Erschienen in: Theater der Zeit: Nino Haratischwili: Fürchtet den Frieden (10/2018)
Abwegig ist die Idee nicht, dass „smarte“ Küchengeräte darauf programmiert werden könnten, sich miteinander zu unterhalten. Eher absurd erscheint die Beschwörung des Geistes eines verstorbenen Künstlers, um ein Stück mit ihm zu produzieren. Und eindeutig erschreckend wirkt die Vision von einer Privatklinik, in der sich Tänzer von einer künstlichen Intelligenz untersuchen lassen, wenn sie an einer Schaffenskrise leiden.
Das diesjährige Wiener Tanz- und Performancefestival ImPulsTanz servierte drei Stücke, in denen mit den Zutaten Dystopie, Esoterik und Technologie Diagnosen gesellschaftlicher Erosionen gekocht werden. Die Küchengerätevision mit dem Titel „Cuckoo“ kam von dem südkoreanischen Musiker und Performancemacher Jaha Koo. Die Beschwörung des Butō-Tanz-Begründers Tatsumi Hijikata (1928–1986) in „UnBearable Darkness“ und die Inszenierung einer „Dance Clinic“ stammten von dem in Berlin lebenden, in Singapur geborenen Künstler Choy Ka Fai.
Ans Mystische rührt das industrielle Basteln an künstlicher Intelligenz erst, seit einige Algorithmen-Zauberlehrlinge gestehen, sie verstünden nicht mehr, was in manchen selbstlernenden Maschinen vor sich gehe. Einen solchen Zustand imaginiert Jaha Koo auf der Bühne mithilfe zweier sprechender Reiskocher, die erst einmal gegenseitig ihre Identität feststellen, um dann sofort miteinander in Streit zu geraten. Klingt ziemlich menschlich, auch wenn der Dialog der Geräte im Verlauf des Stücks implodiert und in unverständliches Gedudel mündet.
Richtig...