Alle oder keiner
Das Verhältnis von Haupt- und Nebenfigur im Panorama
Erschienen in: Recherchen 171: Nebenfiguren (11/2024)
Assoziationen: Theatergeschichte
Von Stephan Oettermann als das erste Massenmedium bezeichnet,1 geht die Erfindung des Panoramas auf das Ende des 18. Jahrhunderts zurück. In dem von ihm 1787 eingereichten Patent fasst Robert Barker, der allgemein als Erfinder des Panoramas gilt, die wesentlichen Eigenschaften dieser neuen Repräsentationsform konzise zusammen: Ein Panorama, von Barker als »La nature à coup d’oeil« charakterisiert,2 besteht aus einem gigantischen Rundgemälde, das einen umfassenden und vollständigen Blick auf eine Landschaft oder Situation erlaubt. In einer kreisförmigen Architektur angebracht, soll es ausschließlich von einer in der Mitte des Gebäudes errichteten, umzäunten Plattform aus betrachtet werden können. Um die illusionistische Wirkung des Bildes zu steigern, wird das obere Ende der Leinwand durch ein über der Plattform angebrachtes Velum, das auch für die gleichmäßige Verteilung des von oben eintretenden Lichtes zuständig ist, verdeckt. Der untere Bereich hingegen soll durch gemalte Staffagen oder reale Objekte kaschiert werden, sodass lediglich die realitätsgetreu wiedergegebene Natur wahrgenommen wird. Das damit verfolgte Ziel sei es, dem Betrachter und der Betrachterin das Gefühl zu vermitteln, tatsächlich an Ort und Stelle zu sein.3
Will man heutzutage historische Panoramen und ihre Wirkung untersuchen, so ergibt sich ein Problem. Da die Rundgemälde nur für kurze Zeit in den eigens...