Gern sonnt sich Tübingen im Ruhm seiner Geistesgrößen von Hegel bis Bloch. Heute beherbergt die Stadt immerhin noch das Weltethos, sprich: die gleichnamige Stiftung, die einen globalen Bewusstseinswandel anpeilt. Und Tübingen fördert, unter anderem, zwei Theater. Die beiden Häuser – das große Landestheater (LTT) und das kleine Zimmertheater – leben, von wenigen Ausnahmen abgesehen, in friedlicher Koexistenz. Auch die Kontinuität der Intendanzen ist überdurchschnittlich. LTT-Chefin Simone Sterr blickt auf acht Spielzeiten zurück, die Zimmertheater-Doppelspitze aus Axel Krauße und Christian Schäfer ist seit sechs Jahren am Ruder. In der kommenden Spielzeit ändert sich das. Schäfer geht nach Gütersloh, Sterr will im Sommer 2014 aufhören. Und prompt musste ihr bald vakantes LTT mit Fusionsbegehrlichkeiten des Melchinger Lindenhofs kämpfen, eines Regionaltheaters auf der Schwäbischen Alb. Am LTT witterte man eher eine feindliche Übernahme und winkte dankend ab, Sterrs Nachfolge wurde denn auch auffallend schnell geregelt: Thorsten Weckherlin wird mit der Spielzeit 2014/15 neuer LTT-Intendant. Der 50-Jährige leitet seit 2004 die Burghofbühne Dinslaken, ein NRW-Landestheater, das rund 250 Vorstellungen pro Jahr spielt und damit Abstecher an 128 Orte macht. Weckherlin, der als Zadek-Schüler das Berliner-Ensemble-Tourneetheater aufgebaut hatte, brachte die schließungsbedrohte Landesbühne Dinslaken wieder auf Trab, die heute über ein Drittel des Etats selber einspielt....