Es wird Großes passieren. Nachdem Ungeheuerliches geschehen ist. Ein göttlicher Fluch initiierte eine Gewaltorgie biblischen Ausmaßes. Hass erzeugte Hass in der scheinbaren Unbedingtheit eines maschinellen Prozesses. All das liegt beim Herunterdimmen des Saallichtes in der Vergangenheit. Im Anhaltischen Theater Dessau vollziehen sich nur noch rückblickende Erzählungen, symbolische Gesten und Versuche eines Neuanfangs. Unheimlich posttraumatisch wirkt die Atmosphäre des gruselfinsteren Bühnenbilds (Nicole Bergmann). Zudem dramatisiert Jürgen Grözinger jeden Satz unter Verwendung eines umfangreichen Arsenals an Perkussionsinstrumenten. Um Pathos kümmert sich die Grande Dame des Dessauer Schauspiels, Christel Ortmann. Priesterlich graziös schreitet sie an den Parkettreihen vorbei auf die Bühne und fasst im hohen klassischen Ton die ersten beiden Teile der „Orestie“ des Aischylos, deren dritten Teil „Die Eumeniden“ bilden, zusammen.
In seiner gen Troja gerichteten Kriegsgier opferte Agamemnon für den Beistand der Götter einst die Tochter, dafür schlachtete ihn später seine Gattin Klytaimnestra ab, die daraufhin von ihrem Sohn Orest getötet wurde, der wiederum nun verfolgt wird von seinen Schuldgefühlen, verkörpert durch die Erinnyen, unterweltlich-furchterregende Furien. In Dessau werden sie von sieben Opernchoristinnen in lumpig schwarzen Gewändern gespielt. Mit tierischen Lauten, sich wiegenden Körpern, stampfenden Füßen, unisono skandierten Anklagen und gesanglichen Einlagen fordern sie unter Anleitung ihrer schnoddrig kecken Anführerin (Yevgenia...