Shakespeare, so sinngemäß Peter Hacks, sei das, was alle wollen, aber nicht können. Wollen ihn tatsächlich alle, auch die, die ihn nicht können? Das ist die Frage bei zwei Premieren am Deutschen Theater: „Coriolanus“ in der Übersetzung von Andreas Marber zum einen und Dimiter Gotscheffs „Shakespeare. Spiele für Mörder, Opfer und Sonstige“ zum anderen. Ein bedenklich weites Feld öffnet sich da. Wird Shakespeare zum Supermarkt, in dem sich jeder bedienen darf?
Gewiss ist das der Fall. Aber so zu tun, als sei das erst heute so, wäre unredlich. Brecht bediente sich bei der Shakespeare- Vorlage und nannte es Bearbeitung. Günter Grass bediente sich mit „Die Plebejer proben den Aufstand“ bei Shakespeare und Brecht – und nannte es Kritik. Schnell ist klar: Hier geht es nicht nur um Dichtung, es geht um Weltanschauung. Denn Brecht, der 1952/53 am „Coriolan“ arbeitete, wollte aus dem vermeintlich positiven Helden bei Shakespeare einen negativen machen. Coriolan, der Kriegstreiber, trifft auf das Volk von Rom, das nur den Frieden will. Da bekommen alle Kommunismusromantiker auch heute noch feuchte Augen. Der heikle Punkt in Brechts Bearbeitung ist natürlich die Rolle des Volkes.
Doch was ist das Volk? Der wahre Souverän oder eine manipulierbare Meute? Grass fand Brechts...