Kommentar
Messer Messe Meese
Erschienen in: Theater der Zeit: Romeo Castellucci: Zurück in die Zukunft – Über die Vermessung der Welt von morgen (09/2013)
Assoziationen: Debatte
Das könnte man deuten als Beugung eines Gegenstands des täglichen Gebrauchs, oder das Herunterspielen einer tödlichen Waffe. Oder die Zerkleinerung eines Symbols, die Reihenfolge eines Opferrituals usw. Aber am Ende wäre immer ein zu Kleines: der gestreckte Arm mit flacher Hand, und dahinter die langen Haare mit Bart und Sonnenbrille vorm Gesicht. So was ist aus Meese geworden, und man weiß nicht, ob vorher mehr war.
Ich glaub, im Landschaftspark Duisburg war es – wenn es den wirklich gibt, ich bin mir da nicht sicher –, da hab ich es vor ein paar Jahren in der Dämmerung zum ersten Mal gesehen: ein riesiges stählernes Gebäude, wie versteckt hinter Büschen und halbhohen Bäumen der grünen Hölle Ruhrgebiet, aber doch das Gesträuch um ein Vielfaches überragend, hingefläzt wie ein riesiges Ungetüm, rostbraun und bewegungslos und grade deshalb so gefährlich anzuschauen, dass du schier das Schaudern kriegst – das stillgelegte Eisenhüttenwerk von Thyssen, ausgedient schon als Kohl kam, das andere Ungetüm, auch schon ausgedient und alt geworden mittlerweile, und mit seinem nach wie vor von ungebremster Rechthaberei und hilflos böser Häme durchtränkten Gesicht überm unbeweglichen Riesenkörper im Rollstuhl dem ausgedienten Stahlwerk durchaus ähnlich. Das ist das Symbol der Judenvernichtungsmaschine, hab ich damals gedacht....