Durcheinandertal ist nicht etwa der Name eines Gebirgstales in der Nähe von St. Gallen, sondern der Titel eines – wir sagen es gleich – Nebenwerkes von Friedrich Dürrenmatt, ein Roman, der 1989 kurz vor dem Tod des Autors erschienen ist. Schauplatz des Geschehens ist das titelgebende, abgelegene Gebirgstal und vor allem ein in die Jahre gekommenes Grandhotel. Dort spielt Dürrenmatt letztmalig die sein gesamtes Werk bestimmenden Themen und auch seine Phobien durch: die Welt in ihrem Fortschrittswahn als Tollhaus mit dessen Geborgenheiten, die Diktatur des Geldes, die immer wieder irregeführten Glaubenssätze, die ungezählten Modi, sich auf Kosten des Anderen durchzusetzen.
Der Autor verstand es wohl auch als Allegorie einer Schweiz der achtziger Jahre, die wahlweise Reiche oder Kriminelle beherbergte, unhinterfragt von Amtsträgern, deren Moralamplitude gegen Null tendierte. Aber anders als in seinen Hauptwerken, beispielsweise in „Der Besuch der alten Dame“, wird in Dürrenmatts „Durcheinandertal“ die oft überschäumende Freude am Paradoxen und an der grotesken Verzerrung nicht gebändigt, in dem sie in den konsequenten Entwicklungsgang einer Idee gestellt wird.
Martin Pfaff, der Regisseur des Abends, verantwortet auch die Spielfassung, welche die satirischen Züge des Romans nachzeichnet, ohne die dramaturgische Schlüssigkeit zu erlangen, die dem Ganzen – der Handlung – auch eine...