Methoden: Der lange Weg zur Ausbildung
Puppenspielkunst unter den Bedingungen der sowjetischen Besatzungszone und der entstehenden DDR
von Hartmut Lorenz
Erschienen in: Lektionen 7: Theater der Dinge – Puppen-, Figuren- und Objekttheater (10/2016)
In den Jahren nach der Gründung der DDR 1949 entwickelte man seitens der politischen Administration unterschiedlichste Initiativen, die Wirkungsweisen von Puppenspiel in seinen tradierten Theaterformen zu regeln. Puppenspieler der privaten Bühnen mit Strukturen eines Familienunternehmens waren bemüht, möglichst ungehindert weiter zu spielen bzw. überhaupt auftreten zu dürfen. Für die DDR-Kulturpolitik ging es aber insbesondere darum, die neu zu entwickelnde Gesellschaftsordnung mit politischen, sozialen und vor allem ideologischen Mitteln durchzusetzen. Um Puppentheater in die gesellschaftliche Umgestaltung einzubeziehen, gab es außer den ideologisch geschulten politisch-administrativen Kräften in den Verwaltungen nicht ausreichend kompetente Gestalter und durchsetzungsfähige Vertreter des Berufsstandes. Reformen mussten eingeleitet werden. Absichtserklärungen für einen künstlerischen Neubeginn von Puppentheater nach den „tausend“ Jahren des Faschismus waren redlich, jedoch fehlte es an allem – an neuen Inhalten, materiellen Ausstattungen, Auftrittsgenehmigungen in Spiellokalen, Kohlen für die Heizung u.v.m. Eine angestrebte künstlerisch-ästhetische Reform traf auf keinen fruchtbaren Boden und scheiterte umfassend. Puppentheater fand dennoch statt. Vor allem mobile Marionettentheater und Handpuppenbühnen, als private Familienunternehmen unterwegs, suchten eigene Wege. Viele dieser Bühnen waren den Repressalien der faschistischen Reichskulturkammer unter Goebbels’ Diktat entkommen. Die Enttäuschung war groß, als klar wurde, dass nun auch in der DDR, der Sowjetadministration folgend, Spielgenehmigungen (Lizenzen) von ideologisch geprägten Instanzen vergeben wurden....