Rezension
Material, das sich ereignet
Puppe50 – Fünf Jahrzehnte Puppenspielkunst an der HfS Ernst Busch Berlin
von Karla Mäder
Erschienen in: double 49: Das Ding mit dem Körper – Zeitgenössischer Zirkus und Figurentheater (04/2024)
Im Puppentheater „ereignet“ sich immer auch das Material. Nicht nur das lernt man in dem kurzweiligen, bild- und gedankenreichen Band „Puppe50“, den Theater der Zeit anlässlich der fünf Jahrzehnte Puppenspielkunst an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ in Berlin herausgebracht hat. Drei Kapitel – „Was war, was ist, was wird?“ – versammeln Bilder und Texte von Wegbereiter*innen und -begleiter*innen dieser wundersamen Institution, deren Absolvent*innen und Kollaborateur*innen in weitverzweigten Netzwerken „Theater der Dinge“ praktizieren.
Herausgeber des Buchs ist Jörg Lehmann, Dramaturg und Regisseur im Schauspiel, Figuren- und Puppentheater sowie Dozent für Dramaturgie und Theatergeschichte an der HfS. Von ihm und Thomas Oberender stammen theaterwissenschaftlich einordnende Beiträge, die historische bis philosophische Fragestellungen in den Blick nehmen. Diese, wie die teils sehr persönlichen Texte blättern ein staunen machendes Panorama auf. Z. B. erfährt man aus den im Archiv gefundenen Briefen des Gründers des Studiengangs, Hartmut Lorenz, als auch aus dem Transkript der Begrüßungsrede des amtierenden Abteilungs- und Studiengangsleiters Markus Joss anlässlich der dreitägigen 50-Jahr-Feier im Sommer 2022 nicht wenig über allerhand Skurrilitäten zu Beginn der Existenz des Instituts im real existierenden Sozialismus der frühen 1970er-Jahre.
Auf jeder der knapp 200 Seiten ist die Liebe zu dieser uralten Kunstform spürbar. Die Lektüre vermittelt in...