double: Wir haben den Eindruck, dass die aktuelle Situation die Betriebsstruktur der freien Puppentheater, die vornehmlich als Einzelunternehmer*innen organisiert sind und meistens mit einer Mischkalkulation aus Fördermitteln und Vorstellungseinnahmen arbeiten, auf besondere Weise trifft.
Stephan Wunsch: Ich glaube, dass die Situation sehr spezifisch ist: Wie werden meine Produktionen gefördert? Das kann von Kommune zu Kommune sehr unterschiedlich sein. Wie stark finanziere ich mich aus Aufführungen? Wer sind meine Auftraggeber*innen? Sind das öffentliche Auftraggeber*innen, die mir ein Ausfallhonorar zahlen?
Ute Kahmann: Drei Viertel meiner Einnahmen generiere ich aus Vorstellungen, ein Viertel aus kommunalen- oder Bundesmittelförderungen. Ich wollte ein ruhiges Jahr machen, ohne Produktion, nur spielen. Dann hagelte es Absagen. Schließlich meldete sich das Figurentheater Lübeck: „Wir können dir keine Ausfallgage zahlen, aber du kannst produzieren.“ Ich habe einen Stadtspaziergang entwickelt, ich erzähle an ausgewählten Orten Märchen und Sagen. Wir als Solist*innen können allein mit unseren Figuren losgehen – das ist ein großes Plus.
Anne-Kathrin Klatt: Wir haben das Programm „Kultur Sommer 2020“ gefunden und ein Format entwickelt: das „Innenhofspektakel Tübingen“. Mit elf freien Künstler*innen spielen wir in Innenhöfen für Leute, die da wohnen und von ihren Terrassen oder Balkonen zuschauen. Wir haben Zielgruppen erreicht, die ich seit...