Theater der Zeit

Essay

Ein Kampf, der es wert ist

In dieser Streitschrift verteidigt die Autorin das Theater als ästhetische und spirituelle Übung gegenüber einem Theater des Angepassten, das, von ethischem Pflichtgefühl und gesellschaftlicher Verantwortung gelenkt, ihrer Ansicht nach die Kunst aushöhlt. Der Text kann auch vor dem Hintergrund ihres Stücks „Liebestod“ (u. a. Aufführungen in Gent, Frankfurt, Berlin und Wiesbaden) gelesen werden, das sich ebenso normsprengend mit dem Möglichkeitsraum der Bühne befasst.

von Angélica Liddell

Erschienen in: Theater der Zeit Spezial: Spanien (10/2022)

Assoziationen: Debatte Dossier: Spanien

Pan und Ziege, Villa dei Papiri, Herculaneum. Foto Tarker / Bridgeman Images
Pan und Ziege, Villa dei Papiri, HerculaneumFoto: Tarker / Bridgeman Images

Bei Manuel Chaves Nogales heißt es, Valle-Inclán habe zu Juan Belmonte (García) gesagt: „Was dir noch fehlt, ist dein Tod auf der Plaza“1. Belmonte, Inbegriff des spirituellen Stierkampfs, ist für mich das schönste Beispiel für das, was dem Theater Sinn verleiht, das, was gegenwärtig von demokratischen Zwängen erstickt und durch billige Politisierung aus­gehöhlt wird.

„Im Stierkampf zeigt sich, wer man ist“ lehrt uns der Stierkämpfer.

Das Einzige, was mich am Zeremoniell des ­Theaters bewegt, das Einzige, was mich daran wirklich interessiert, das Einzige, was den „Prosaismus“ (eine übermäßig nüchterne Ausdrucksweise oder allzu ­tri­viale Ideen) transzendiert, das Einzige, was das unmäßige Festhalten an der Durchschnittlichkeit einer berechenbaren bürgerlichen Existenz aufzubrechen vermag, ist für mich – wie auch für Belmonte – jener „erhabene ­Moment der Verwandlung und Verklärung, der grenzenlosen Begeisterung, des Brennens und der Erleuchtung, der lyrischen Ekstase, wie sie uns nur die Liebe gewährt“. So beschreibt Chaves Nogales den ­Moment, in dem der Stierkampf für Belmonte zur Pflicht wird und wie er darüber schließlich in tiefe, unbesiegbare Trauer verfällt. Woraus folgt, dass man die Tragödie nicht durch Pflichtgefühl ersetzen kann. Es ist unmöglich.

Ohne Gott, ohne Inspiration, ohne Ritus ist Theater nichts wert. Theater ist, so wie der...

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