Ab und zu lässt die Regie aus dem Off warme, naturtönige Alphorn-Klänge einspielen – die Schweiz lässt von ferne grüßen. Doch „Biel am See“, eine Satire über den Kunstmarkt und die menschliche Verführbarkeit, könnte sich auch woanders abspielen. Das neue Bühnenstück des Tübinger Prosa- und Dramenautors Joachim Zelter, der es 2010 auf die Longlist des Deutschen Buchpreises schaffte, dreht sich um den fiktiven „Kunstpreis des Bielersees“. Es erzählt, wie die Aussicht auf preislichen Ruhm – und 50 000 Franken – einen Bewerber komplett verändern kann.
Zum Beispiel den Künstler Richard Gontard: Er kreiert in anhaltender Erfolglosigkeit Gitterskulpturen, mit denen er auf unsere „vergitterte Existenz“ hinweisen will. Ausgerechnet er bekommt von dem Schweizer Kunstprofessor Della Mirandola die Einladung, sich für den Bielersee-Kunstpreis zu bewerben. Logisch, dass Richard diesen Mirandola als Mirakel, als Retter, als Messias empfindet.
Nun beginnt aber das Elend erst richtig: Richard bewirbt sich über Jahre immer wieder – vergeblich. Er müht sich, den schwammigen Preiskriterien (u. a. „Seetauglichkeit“!) gerecht zu werden, kandidiert mit seeähnlichen Schüsselobjekten, mit riesigen Stahlbrückenköpfen und am Ende kleinlaut mit schlicht-naiver Bielersee-Malerei. Doch sosehr sich Richard auch anpasst und verleugnet, er kriegt den Preis nie – selbst in mehreren Anläufen nicht.
Zelters Text bringt mit...