Aus der Komfortzone in die Debatte
Die Spielzeiten 2012/2013 – 2014/2015
von Linda Best
Erschienen in: Spielen, was ist – 15 Jahre Intendanz Katja Ott am Theater Erlangen (06/2024)
Theatermachen ist immer eine Auseinandersetzung mit der Gegenwart. Daher stehen am Beginn jeder Spielzeit die Fragen: Welche gesellschaftlichen Entwicklungen haben zurzeit die größte Relevanz? Womit wollen wir uns künstlerisch auseinandersetzen, welche Themen durch die Auswahl bestimmter Stücke und anderer Formate zur Diskussion stellen?
Die erste von mehreren Plagiatsaffären hatte seit 2011 die Schlagzeilen beherrscht. Der Umgang eines Bundespräsidenten mit Krediten und Urlaubseinladungen sowie die Höhe des „Ehrensolds“ nach dessen Rücktritt prägten gleich im Anschluss die Debatten. Es ging um die Wahrheit und die Beschönigung derselben, um inszenierte Öffentlichkeit, aber auch um die Ausschlachtung der Skandale durch die Medien, deren Verzerrung die Fassaden oft noch weiter verstärkt. Warum lassen wir uns eigentlich so gerne blenden?
Der Abgrund zwischen Schein und Sein war schon zu Molières Zeit ein theatral überaus ergiebiger Gegenstand der Betrachtung. Als Urvater aller Blender eröffnete Tartuffe in einer Inszenierung von Dominik von Gunten die Spielzeit 2012/2013.
In der Garage zeigte Marcel Luxingers Kriech oder: Orientierungshilfe für den Wertekompass die Abgründe zwischen unseren Ansprüchen an „westliche“ Werte und deren tatsächlicher Umsetzung auf. Die Inszenierung von Katja Blaszkiewitz fand eine fantasiereiche Bildsprache, um Diskursräume zu öffnen.
Zusätzlich ging es aber in dieser Spielzeit auch ganz konkret um Scheine zum Anfassen:...