Um den großen Lutscher, den das Murmeltiermädchen in den Pfoten hält, habe sie gekämpft, sagt Nora Quest, als wir uns nach der 10-Uhr-Schülervorstellung von Jens Raschkes „Was das Nashorn sah, als es auf die andere Seite des Zaunes schaute“ in der Kantine des Weimarer Nationaltheaters treffen. Das Besondere an dem Riesenlutscher ist das Hakenkreuz in seiner Mitte. Denn dies ist ein Stück (ein großartiges!) über den Tierpark, den der erste Lagerkommandant des KZ Buchenwald, Hans Koch, direkt neben dem Elektrozaun anlegen ließ: für Familien der SS-Männer und für die Einwohner Weimars. Mit Nashorn und Bärenburg.
Das Stück erzählt vom KZ aus der Perspektive der Tiere. Mehr noch, in der Tierfamilie spiegeln sich menschliche Verhaltensweisen der Herren über Leben und Tod. „Man muss sich nur anpassen, dann ist es gar nicht so schlimm“, flüstert das seinen Hakenkreuzlutscher wie eine Monstranz hochhaltende Murmeltiermädchen.
Spielt sie gern Tiere?, frage ich die 25-Jährige, die vor zwei Jahren mit dem Intendanten Hasko Weber aus Stuttgart kam. Wahnsinnig gern!, sagt sie, diese elementare Form des Spiels macht nicht nur großen Spaß, sie konzentriert auch auf das Wesentliche.
Auf der Bühne ist Nora Quest von vibrierender Intensität, die sich aus verborgenen Kraftquellen zu speisen scheint. Jetzt sitzt...